Das Frauenreferat des Landes Oberösterreich tourt gemeinsam mit der Katholischen Frauenbewegung und "Welt der Frauen" durch das Bundesland. Diesmal ging es in Steyr um finanzielle Selbstbestimmung.
Mit wertvollen Impulsvorträgen und informativen Talks rückten Expertinnen und Meinungsbildnerinnen aus Politik und Wirtschaft das wichtige Thema Finanzen in den Mittelpunkt. Moderatorin Birgit Brunsteiner, die durch den augenöffnenden Abend im vollbesetzten Saal des Museums Arbeitswelt in Steyr führte, begrüßte zunächst Beate Zechmeister auf der Bühne.
Das war Steyr im Juni
Hilfe für Frauen in allen Lebenslagen
Die Leiterin des Frauenreferats nutzte den Abend, um auf die Arbeit der insgesamt 23 Frauenberatungsstellen im Bundesland aufmerksam zu machen. Diese unterstützen Frauen in allen Lebenslagen. Zu ihrem Angebot gehören unter anderem juristische Beratung, Berufsberatung und Online-Frauenberatung. Zusätzlich gibt es Mutmachprogramme, etwa gegen sexualisierte Gewalt, sowie zahlreiche Broschüren zu den Themen Förderungen, Frauen und Gewalt sowie Frauen und Geld, die etwa steuerrechtliche Tipps, Kontaktadressen und Begriffserklärungen enthält. Ein zentrales Thema Zechmeisters ist außerdem der Pension-Gap, der nach wie vor bei 40 Prozent liegt. „Dieser Wert motiviert mich, viele weitere Maßnahmen zu ergreifen, damit er sich verringert“, so Zechmeister.
Die Unterstützung von Frauen ist seit jeher auch ein zentraler Fokus der Katholischen Frauenbewegung. Auch dort erlebe man immer wieder Härtefälle, wie Michaela Leppen, Leiterin des Teams Frauen in der kfb oö, berichtete. Betroffene erhalten unter anderem Hilfe durch den kfb-Sozialfonds. Es sei nach wie vor erschütternd, wie oft Frauen – etwa aufgrund einer Trennung oder des Todes des Partners – in schwierige Situationen geraten. „Viele Frauen arbeiten aufgrund von Pflegeaufgaben oder Kindererziehung in Teilzeit. In diesen Lebensphasen geraten viele von ihnen in finanzielle Abhängigkeit, während das Bewusstsein für die Auswirkungen oft fehlt.“ Auch jungen Frauen mangele es häufig an diesem Wissen, betont Leppen, die appelliert, das Thema Finanzen in der Beziehung nicht auszusparen und zentrale Anliegen wie das Pensionssplitting mutig anzusprechen. Dem pflichtet auch die Gesamtverantwortliche von „Welt der Frauen“, Christiane Feigl, bei. „Finanzbildung ist ein mächtiges Thema und ein wichtiger Hebel für ein gutes Leben von Frauen.“
„Finanzen sind keine Raketenwissenschaft“
Musikalisch durch den Abend führte erneut Sängerin und Schauspielerin Katharina Straßer. Mit Georg Danzers „Lass mi amoi no d’Sunn aufgeh’ segn” wollte sie zum einen Hoffnung stiften und gab anschließend selbst, passend zum Motto der Veranstaltung, Einblicke in die Finanzen einer selbstständigen Künstlerin.
Dem folgte ein mitreißender, aber auch mahnender Impulsvortrag von Marietta Babos, der Gründerin der Plattform „Damensache“. Die „Botschafterin der finanziellen Unabhängigkeit von Frauen“ zeigte in ihrem Referat unter anderem die Entwicklung der Gehälter von Männern und Frauen im Zeitverlauf auf. Während sich diese anfangs oft nicht unterscheiden, ändere sich dies im Laufe eines Frauenlebens auf gravierende Weise, wenn Teilzeitarbeit und Kindererziehung zum Thema werden. Um Altersarmut im Ruhestand abzuwenden, appellierte Babos, rechtzeitig entsprechende Maßnahmen und Schritte mit dem Partner zu besprechen, um eine faire Aufteilung zu gewährleisten, und staatliche Möglichkeiten wie die Pensionssplittung zu nutzen. „Finanzen sind keine Raketenwissenschaft“, zeigte sich Babos überzeugt und klärte unter anderem über die Vorteile von Bausparverträgen, Festgeldkonten, aber auch über Wertpapiere, Gold oder Investitionen in Immobilien auf.
Babos, die auch an dem folgenden Expertinnentalk teilnahm, sprach sich außerdem dafür aus, nicht Angst als Motivator für absichernde Maßnahmen zu wählen, sondern finanzielle Freiheit und Selbstbestimmung als Ziel anzupeilen. Maria Zeindlinger von der PVA Landesstelle Oberösterreich unterstrich, wie wichtig es ist, sich besonders in puncto Pension früh genug zu informieren, und wies auf die Möglichkeit individueller Beratungen in den Bezirkshauptstädten oder in der PVA-Zentrale in Linz hin. Klaudia Burtscher von der Frauenstiftung Steyr verwies indes unter anderem auf die zahlreichen Möglichkeiten und Hilfestellungen, die die beruflichen Chancen von Frauen erhöhen können.
Rechtzeitig rechtlich vorsorgen
Die Marchtrenker Notarin Birgit Mohr rückte in ihrem Impulsvortrag einmal mehr die rechtlichen Bedingungen in den Fokus. Entsprechende absichernde Maßnahmen seien nicht nur für die Ehe oder eine Scheidung, sondern insbesondere für den Fall des Ablebens des Partners im Bereich des Erbrechts zu treffen. Neben Vereinbarungen wie einem Testament sei außerdem das Erteilen einer Vorsorgevollmacht für den Fall des Verlusts der Entscheidungsfähigkeit, etwa durch einen Unfall, eine Demenzerkrankung oder eine psychische Erkrankung, entscheidend. „So können Sie im Voraus bestimmen, wer in Ihrem Namen handeln und für Sie Entscheidungen treffen darf“, so Mohr.
„Finanzielle Unabhängigkeit ist kein Luxus“
Auch Kathrin Kühtreiber-Leitner, Vorstandsdirektorin der Oberösterreichischen Versicherung, machte an diesem Abend einmal mehr klar, dass es für Frauen unerlässlich ist, sich um ihre Finanzen zu kümmern. Dies müsse zur Selbstverständlichkeit werden, denn „finanzielle Unabhängigkeit ist kein Luxus. Jede Frau, die selbstbestimmt leben möchte, muss dies tun.“ Um in ihrem Unternehmen Frauen entsprechend zu unterstützen, biete man unter anderem eigene Programme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf an. Von Kühtreiber wurde auch das sogenannte „Expertinnenforum“ ins Leben gerufen. Außerdem biete die OÖ Versicherung seit 2023 eine fondsgebundene Lebensversicherung an, in der Frauen für verschiedene Lebensphasen unterschiedliche Beitragshöhen wählen können. Eine private Vorsorge sei bereits in frühen Jahren sinnvoll, so Kühtreiber-Leitner: „Selbst, wenn es nur kleine Beträge sind. Es geht darum, ein entsprechendes Bewusstsein zu schaffen.“
„So niederschwellig wie möglich agieren“
Frühzeitig Frauen aufzuklären, ist auch eine Herzensangelegenheit von Julia Bruckner von der Sparkasse Oberösterreich: „Wir möchten so niederschwellig wie möglich agieren und gehen mit Finanzbildungsangeboten auch an die Schulen, bieten persönliche Beratungen ebenso wie einen ‚Financial Health Check‘ an, im Zuge dessen auch das Pensionskonto überprüft wird und weitere Schritte geplant werden können.“
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