Ihre Werke sind Ausdruck einer tiefen inneren Reise, einer Verbindung aus Fantasie, Natur und Emotionen. Künstlerin und Lehrerin Teresa Katharina Binder versteht ihre Kunst als Rebellion mit dem Herzen. Ihre Überzeugung: Kreativität ist die Urkraft des Lebens – und sie lässt sich nicht in Regeln oder Formen zwängen.
Lebendig, kraftvoll, farbenfroh, intensiv, humorvoll: So beschreibt Teresa Katharina Binder (35) ihre Kunst. Schon als Jugendliche entdeckte die Steirerin ihre Leidenschaft fürs Malen, als sie mit Aktmalerei begann. „Damals war das Malen für mich etwas Provokatives und Therapeutisches. Ich musste einfach malen, ohne wirklich zu wissen, warum. Heute verstehe ich, dass die Kunst mich durch schwere Zeiten getragen hat.“
Später studierte sie „Bühne und Kostüm“, und 2018 veröffentlichte sie als Illustratorin ihr erstes Kinderbuch „Die Gartengasse“. Mit den Jahren hat sich ihre Ausrichtung und Haltung während des Malens grundlegend verändert: „Alles, was wir mit unseren Händen erschaffen, trägt die Energie, in der wir es geschaffen haben. Meine Werke sollen Liebe und Schönheit ausstrahlen. Die Rebellin in mir ist sanfter geworden“, sagt sie. Und: „Man kann auch mit dem Herzen provozieren.“
Eine eigene Welt erschaffen
Nach Ausstellungen und Lebensstationen in Burgau, Zürich, Graz, Mannheim und Wien ist Binder in Stubenberg am See sesshaft geworden. „Ich wollte für meinen Sohn ein stabiles Zuhause am Land.“ Also hat sie sich und ihre Rolle als Künstlerin neu definiert. In Fürstenfeld unterrichtet sie Bildnerische Erziehung. In St. Johann bei Herberstein hat sie eine 600 Jahre alte Mühle in eine Fantasiewelt verwandelt. Seit 2021 ist dort die Dauerausstellung „Die Mühle malt wieda“ zu sehen, in der sich alle Bereiche ihres kreativen Schaffens vereinen. Vom Bühnenbild über Gemälde bis hin zur Kinderbuchillustration finden BesucherInnen dort mehr als 200 Kunstwerke der letzten 20 Jahre.
Jedes dieser Werke erzählt eine eigene Geschichte. Eine besondere verbindet sie mit dem Gemälde „MUTTER“, das sie und ihren Sohn als Baby zeigt. „Meine Mama mischt sich eigentlich nie ein, was meine Bilder betrifft, aber bei diesem Bild meinte sie: ,Das darfst du nicht verkaufen, das muss in der Familie bleiben.‘ Ich meinte daraufhin: ,Klar ist das zu verkaufen, ich lasse alle Bilder los, sodass sie ein neues Zuhause finden.‘ Jetzt hängt es im Wohnzimmer meiner Mutter. Sie hat es gekauft.“
Kahlo, Klimt und Mythologie
Die Quellen der Inspiration, aus denen Teresa Katharina Binder schöpft, haben sich im Laufe der Jahre erweitert. „Früher waren es vor allem Künstler wie Frida Kahlo, Gustav Klimt und Egon Schiele, die mich beeinflusst haben“, erzählt sie. Heute ziehen sie vor allem Mythologie, Astrologie und die Natur in ihren Bann.
Ganz besonders beeinflusst ihr Schaffen ihre Arbeit als Kunstlehrerin. „Kinder, auch unsere ‚inneren Kinder‘ gehören für mich zum Wertvollsten auf der Welt. Sie spielen, sind authentisch und neugierig. Meine SchülerInnen inspirieren mich jeden Tag. Sie fordern mich, im Herzen zu bleiben, aber trotzdem genau und professionell zu sein“, erzählt sie. Die Rolle der Lehrerin ermöglicht es ihr, das schöpferische Potenzial in jungen Menschen zu fördern und gleichzeitig selbst neue Perspektiven auf die Kunst zu gewinnen. „Also geh ich genauso in die Schule und lerne. Umgekehrt erfahre ich oft, wie ich mit meiner Freude am Kreieren die Kinder anstecke. Ich brenne für jeden kreativen Prozess, und das ist häufig inspirierend und mitreißend.“
Kunst als Konstante
Die Künstlerin glaubt fest daran, dass Kreativität die „absolute Urkraft“ ist, die jedem Menschen innewohnt. „Ich denke nicht, dass man Kreativität lernen oder lehren muss, da sie jeder von uns in sich trägt. Es geht darum, diese Kraft nicht zu dämpfen. Das ist die Herausforderung!“ Sie sieht ihre Aufgabe darin, „einen Raum zu kreieren, wo Kinder eine Technik lernen, ohne ihre Individualität und ihren Stil zu verlieren“. Es ist ihr Ansatz, sich nicht nur als Lehrerin, sondern auch als Mentorin und Wegbegleiterin zu verstehen, die sich in ihrer Bewertung stets zurücknimmt, um die Kreativität der Kinder nicht zu stoppen: „Das ist tägliche Übung – und ich bemühe mich!“
Auch ist es im Schulalltag oft nicht leicht, alle Kinder dort abzuholen, wo sie stehen: „Jedes Kind schaut auf seine eigene Art auf die Künste. Manche mögen das ganze Jahr nur mit Ton formen, andere nur zeichnen, wieder andere wollen so viele Dinge wie möglich probieren. Viele können beim Handwerken einfach mal auslassen und sich entspannen, den Kopf mal rasten lassen.“ Eine weitere Problematik ist der strikte Stundenplan: „Man hat nur wenig Zeit, und genau in dieser Zeit soll man Muße haben.“ Trotzdem versucht sie, den SchülerInnen so viel Spaß wie möglich zu vermitteln, auch wenn es nur eineinhalb Stunden sind und davor gerade Mathematikschularbeit war. Für Kunst ist immer Platz, ist sie überzeugt. „Dort, wo Leben ist, ist auch Kunst. Das war immer schon so und wird auch immer so sein. Dem Himmel sei Dank!“
Die Kraft des Schaffens
Im Kreativen sieht Teresa Katharina Binder eine enorme Wichtigkeit für alle, aber vor allem für Kinder: „Durch die Kunst werden wir daran erinnert, dass wir Schöpferwesen sind. Wir können mit unseren Händen wunderschöne Dinge kreieren, die uns während des Prozesses glücklich machen und danach auch noch andere Menschen. Wir sind dem Leben nicht blind ausgeliefert. Wir können selbst das Meiste dazu beitragen. Kreieren, zaubern, das weiße Blatt selbst beschreiben, die Farben eigenständig wählen. Das ist Freiheit und stärkt das Selbstbewusstsein.“
Für die Steirerin ist Kunst weit mehr als ein Beruf. Sie ist ein Lebensstil, der in jedem Detail ihres Seins integriert ist. Das sieht man etwa an ihren E-Mail-Korrespondenzen: Wichtiges markiert sie in bunten Farben. Ihr neuestes Projekt, das geplante Feiern des 600-jährigen Bestehens der Mühle in St. Johann bei Herberstein im Jahr 2025, ist ein weiteres Beispiel für ihre unerschöpfliche Kreativität und ihren Einsatz für die Kunst. Neben dem Event arbeitet sie an ihrem zweiten Kinderbuch, das sie selbst illustriert und geschrieben hat. „Von all meinen Kunstprojekten wird das, glaube ich, das Fantasievollste!“