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Roedig fragt: Die Philosophie – eine nutzlose Wissenschaft?

Roedig fragt: Die Philosophie – eine nutzlose Wissenschaft?
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  • Veröffentlicht: 21.10.2025
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In ihrer Kolumne „Roedig fragt“ sinniert Andrea Roedig über den Nutzen ihres Philosophiestudiums: Die Autorin hat es oft hinterfragt, aber nie bereut.

Als „Orchideenfach“, als „Hobby“ und als „brotlose Kunst“ wurde mein Studienfach bezeichnet. Lange habe ich gekämpft damit. Hätte ich nicht doch etwas Ordentliches – Medizin zum Beispiel – wählen sollen? Denn Philosophie, das Fach, das ich mir ausgesucht hatte, ist ein zwiespältiger Hund. Einerseits genießt es großes Renommee, weil es traditionsreich ist und – zu Recht – als schwierig gilt. Andererseits steht es aber auch im Verdacht der Geschwätzigkeit, und es ist nicht klar, ob es sich bei diesem Fach überhaupt um eine Wissenschaft handelt.

Arroganz und Selbstzweifel begleiten die Philosophie gleichermaßen, und stets ist sie mit sich selbst beschäftigt: Was ist sie überhaupt? Eine Antwort wäre: Philosophie ist Reflexion zweiter Ordnung. Hier denke ich nicht über Konkretes nach, sondern darüber, wie ich nachdenke. Hier produziere ich nicht Wissen, sondern frage: Was ist Wissen? Vor allem zeichnet sich die Philosophie dadurch aus, dass sie keinen praktischen Nutzen hat. Sie darf sich gerade nicht auf die konkreten Notwendigkeiten des „Wozu ist das gut?“ einlassen. Für Aristoteles lag in der „Liebe zur Weisheit“ die höchste Glückseligkeit. Das kann man sehr kitschig verstehen oder sehr tief. Es braucht Mut, so viel Nutzlosigkeit durchzuhalten. Mit etwas Glück öffnet sich dann ein „Nutzen“ zweiter Ordnung.

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