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Roedig fragt: Grund zum Neid?

Roedig fragt: Grund zum Neid?
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  • Veröffentlicht: 13.10.2025
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Neid ist kein gutes Gefühl, weiß Andrea Roedig. Ein bisschen gnädig dürfen wir ihm gegenüber aber schon sein, sofern er uns anspornt, an unseren Träumen zu arbeiten.

Ich bin neidisch. Muss ich zugeben. Elke Heidenreichs „Altern“ war angeblich das meistverkaufte Buch 2024. So etwas möchte ich auch mal hinbekommen. Ich habe das Buch kurz nach Erscheinen gelesen. Es ist nett, unterhaltsam. Aber so großartig, dass es monatelang auf den Bestsellerlisten stehen müsste, ist es nun auch wieder nicht, finde ich und ätzt mein Neid. Nun gut, Elke Heidenreich ist als Literaturkritikerin und Autorin ein Star, und wenn sie etwas schreibt, ist Aufmerksamkeit gewiss. So läuft halt das Geschäft.

Interessanter als alle Neidattacken ist aber, dass Heidenreich dieses Buch gar nicht hatte schreiben wollen. Sie wurde vom Verlag beauftragt, hätte aber viel lieber in der geplanten Essay-Reihe das Thema „Wohnen“ bearbeitet, erzählt sie. Denn sie, mittlerweile 82 Jahre alt, habe bisher gar nicht über das Altern nachgedacht. Und genau das ist der Grund für den Erfolg, scheint mir. „Altern“ ist in einem frechen „Du kannst mich mal“-Ton geschrieben, es weicht dem Thema nicht aus, geht aber erfrischend robust damit um. „Huch, das Alter gibt es auch noch?“ Heidenreichs beherzter Zugang vermittelt Zuversicht und macht sie zu einem Role-Model. Was heißt das? Erstens: Erfolg kommt meistens dort, wo man ihn weder wirklich verdient noch erwartet. Zweitens: Heidenreich ist nun in allen Talkshows Spezialistin für das Altern. Darum beneide ich sie eigentlich nicht.

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