Die Veranstaltungsreihe zum Thema „Mental Load“ machte halt in St. Pölten. Die BesucherInnen holten sich nicht nur Informationen, sondern wurden von Angelika Niedetzky auch bestens unterhalten.
Volles Haus im Panoramasaal in St. Pölten: Rund 200 Frauen (und ein paar Männer) waren gekommen, um sich bei der Veranstaltung mit dem Titel „Immer muss ich an alles denken!“ – eine Kooperation von „Welt der Frauen“, dem Land Niederösterreich und der Katholischen Frauenbewegung St. Pölten – zu informieren, inspirieren zu lassen und gute Laune zu tanken.
Niederösterreichs Frauenlandesrätin Christiane Teschl-Hofmeister zeigte sich erfreut darüber, dass die Aufteilung der Care-Arbeit in Paarbeziehungen mit jeder Generation ein bisschen besser werde. „Wir hoffen, mit dieser Veranstaltung ein Auslöser dafür zu sein, dass das Darüberreden anfängt“, sagte sie. „Denn das ist der erste Schritt zur Besserung.“
„Versuchen Sie, loszulassen. Das ist mir selbst auch schwergefallen.“
Schauspielerin und Kabarettistin Angelika Niedetzky sorgte mit ihrem Programm für Lachen und Leichtigkeit. Sie sprach von den unzähligen Aufgaben, die eine Frau jeden Tag zu erledigen habe und an die sie denken müsse. Frauen, sagte sie, würden im Jahr zehntausend Kilometer zurücklegen. „Wenn wir ein Auto wären, hätte man uns längst zum Service gebracht.“
Dass Frauen mehr unbezahlte Care-Arbeit übernehmen, liege auch in der Sozialisierung, so Psychotherapeutin Elisabeth Cinatl, Leiterin der Beratungsstelle „wendepunkt“, im Interview mit Moderatorin und „Welt der Frauen“-Chefredakteurin Sabine Kronberger. „Frauen werden zur Sorgearbeit erzogen“, sagte sie. „Und es wird auch gesellschaftlich erwartet – sich dem zu entziehen, ist schwierig.“ Anna Rosenberger, Botschafterin der kfb St. Pölten, betonte, wie wichtig es sei, Energiequellen anzuzapfen. Ihre ganz persönliche sei die Natur: „Ein Sonnenaufgang, ein blühender Baum – daraus schöpfe ich Kraft.“
„Es braucht viel Mut, sich einzugestehen, dass die mentale Last zu groß ist. Das Problem sollte aber unbedingt ernst genommen werden.“
Durch die Brille der Wissenschaftlerin schaut Eva-Maria Schmidt auf das Thema Mental Load. Die Soziologin vom Institut für Familienforschung der Uni Wien erforscht das Phänomen – soweit dies machbar ist, denn: „Jener Teil der Sorgearbeit, der im Kopf stattfindet, ist sehr schwer zu messen“, sagte sie. Man wisse aber so viel: „Sie liegt mit überwiegender Mehrheit bei den Frauen.“ Die Selbstverständlichkeit der Sorgearbeit zu durchbrechen, sei aufwändig, so die Forscherin. „Ich würde Sie aber gerne dazu motivieren, es auszuprobieren und einfach einmal etwas nicht zu erledigen. Es passiert nichts Schlimmes!“
„Was hilft: die Ansprüche runterschrauben und es aushalten, in kleinen Schritten Aufgaben an andere Personen im Haushalt abzugeben.“
Die komplette Veranstaltung wurde von Dolmetscherin Magdalena Starzengruber für Gehörlose übersetzt – ein besonders schöner und inklusiver Moment. Der Abend klang bei Häppchen und einem Gläschen Wein gemütlich aus – eine geschenkte Auszeit vom Alltag.