In St. Leonhard am Forst ging die Veranstaltungsreihe mit dem Titel „Immer muss ich an alles denken!“ in die nächste Runde.
Geld, Job, Partnerschaft, Eltern, Kinder, Haushalt: Es ist eine schier endlos lange Liste an Zuständigkeiten, die viele Frauen täglich bearbeiten. Dabei ist vor allem jener Teil der Arbeit am mühsamsten, der unsichtbar ist. Mit dem Begriff „Mental Load“ bekam diese Last einen Namen – und als Kooperation von „Welt der Frauen“, dem Land Niederösterreich und der Katholischen Frauenbewegung St. Pölten sogar eine eigene Veranstaltungsreihe. An Abenden wie diesem kommen Frauen zusammen, die einiges gemeinsam haben, vor allem aber eines: Sie kennen das Gefühl, von früh bis spät für alles verantwortlich zu sein.
Für die Gastgeberin und niederösterreichische Landesrätin Christiane Teschl-Hofmeister hat das Thema Mental Load vor allem deshalb eine so große Bedeutung, weil es vielen gar nicht bewusst ist: „Nicht denen, die leiden, und nicht denen, die es verursachen“, sagt sie. Außerdem mache Mental Load Frauen buchstäblich krank – er könne, so die Landesrätin, sogar für Krankheiten wie Herzinfarkte ursächlich sein. Deshalb setze sie als Politikerin einiges daran, Frauen zu entlasten, etwa mit dem Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen. „Das ist eine Entlastung für – meistens – die Frauen“, sagte sie.
„Mental Load hält Frauen davon ab, Vollzeit arbeiten zu gehen. Es ist also auch ein Problem, das mit Geld in Zusammenhang steht.“
Mit dem Blick der Wissenschaft schaut Soziologin Eva-Maria Schmidt vom Institut für Familienforschung der Uni Wien auf das Thema Mental Load. Sie berichtete, dass das Phänomen sehr schwer zu erforschen ist. „Ich kann keine Arbeit messen, die jederzeit und nebenbei passiert.“ Auch betonte sie, dass Mental Load vor allem deshalb so belastend ist, weil es nicht „nur“ ums Managen geht, sondern bei Familienarbeit auch Emotionen mit im Spiel sind.
„Mit welcher Selbstverständlichkeit Frauen Organisationarbeit übernehmen, zeigt sich in kleinen Aussagen wie ‚Ich hab Glück, dass mein Mann auf die Kinder schaut‘.“
Elisabeth Cinatl erlebt als Psychotherapeutin und Leiterin der Frauenberatungsstelle „wendepunkt“ sozusagen „erste Reihe fußfrei“, was ein Zuviel an Mental Load für Frauen bedeutet und welche Anzeichen ernst zu nehmen sind. „Mir berichtete beispielsweise eine Klientin, dass ihr Leben nicht mehr bunt sei.“
„Wir haben gewisse Geschlechternormen von klein auf mitbekommen. Mädchen werden dazu angehalten, sich um andere zu kümmern, Burschen zum Rasenmähen.“
„Schau auf dich, achte auf dich!“ ist ein Satz, den Anna Rosenberger von der Katholischen Frauenbewegung immer wieder sagt – zu sich und anderen. Solche „Checkpoints“ einzulegen und innezuhalten, ist für sie eine der wichtigsten Strategien gegen Mental Load. „Ich kenne keine Frau, die nicht betroffen ist“, sagte sie und erzählte von ihren ganz persönlichen Erfahrungen.
„Wenn wir guten Freundinnen sagen: ‚Ich kann nicht mehr!‘, dann ist schon viel getan.“
Für mitreißende Unterhaltung sorgte die griechisch-österreichische Entertainerin Caroline Athanasiadis, die nicht nur mit ihrem Bühnenprogramm für Leichtigkeit sorgte, sondern auch mit ihrem Buch: In „Heute hab ich nichts zu tun, außer …“ rechnet sie mit dem Perfektionismus ab und erklärt den „Im-Perfekt“ als Lebenseinstellung und Haltung gegen zu viel Mental Load.
„Immer wieder hör ich: ‚Sie sind so viel auf der Bühne – wo sind Ihre Kinder?‘ Das wird kein Mann gefragt!“
Im Anschluss fand der Abend bei gemütlichem Beisammensein, Häppchen und einem Gläschen Sturm seinen Ausklang und verlängerte so die hochverdiente „Me-Time“ noch ein Stückchen.