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01/02/25

Ladies Talk stellte Fußballfunktionärinnen in den Fokus

Ladies Talk stellte Fußballfunktionärinnen in den Fokus
Foto: OÖFV / Lui
Von links: Bad Ischler Stadträtin Marija Gavric, Fußballspielerin Almedina Sisic und Ex-Funktionärin Andrea Trnka

Wie wichtig es ist, weibliche Funktionärinnen für den österreichischen Fußball zu gewinnen, und wie dies gelingen kann, stand auch beim zweiten „Ladies Talk“ des OÖ Fußballverbandes im Mittelpunkt. Nach dem vorjährigen Talk in Linz lud der Verband in diesem Jahr in Kooperation mit der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl – Salzkammergut 2024 nach Gmunden in die „Remise 1894“ ein.

„Wenn ich nächstes Jahr meine Funktion im Präsidium zurücklege, wünsche ich mir, dass dieser Platz von einer Frau eingenommen wird.“ Mit dieser klaren Ansage richtete Hans Kronberger, in dessen Bereich „Vereinsentwicklung“ die Idee für den „Ladies Talk“ entstand, seine Grußworte an die TeilnehmerInnen der Veranstaltung. Nach der gelungenen Premiere im Vorjahr in der Raiffeisen Arena in Linz folgte nun die zweite Auflage des Talks, der erneut die Funktionärinnen des Fußballs und ihre Anliegen in den Fokus rückte.

In der Gmundner „Remise 1894“ blickte man daher zunächst auf die Zielvereinbarungen und Wünsche zurück, die die TeilnehmerInnen im Vorjahr in Arbeitsgruppen erarbeitet hatten. OÖFV-Direktor Raphael Oberndorfinger, der durch den Abend führte, berichtete unter anderem, dass man dem Ziel, den Anteil der Funktionärinnen um 25 Prozent zu erhöhen, mit einem Anstieg von 358 auf 392 Frauen in den Vereinen etwas näher gekommen sei. Als eine der Maßnahmen stellte er, neben der Implementierung von Frauenthemen auf sämtlichen OÖFV-Kanälen, unter anderem die erste Trainerinnenausbildung vor, die in Kooperation mit der Kulturhauptstadt für interessierte Frauen angeboten wurde. „Welt der Frauen“ sprach mit einer der Teilnehmerinnen des Lehrganges – hier geht es zum Interview!

An diesem Abend ebenfalls mit dabei war die Bad Ischler Stadträtin Marija Gavric, die selbst lange als Fußballspielerin aktiv war und als Initiatorin des Projekts „Frauen- und Mädchenfußball im Salzkammergut“ den Frauenanteil in den Vereinen fördern will.

Foto: OÖFV / Lui
Von links: Tobias Bracht (Internationales Fußball Institut München) und OÖFV-Direktor Raphael Oberndorfinger

Fußball aus weiblicher Sicht

Wie mehr Frauen für den Fußball gewonnen werden können, darüber sprach Oberndorfinger anschließend mit zwei Frauen, die selbst im Fußball aktiv sind. Eine davon ist Andrea Trnka. Als allererste Frau beim ASV Behaberg-Haidershofen hat sie mit verschiedenen Aktionen, darunter mit einer erfolgreichen Stammzellenspendenaktion, auf den Verein aufmerksam gemacht. Trnka, die über ihren Sohn zum Verein kam, war es auch, die sich in der Folge für die Gründung einer Mädchenmannschaft einsetzte: „Mein Grundgedanke war, dass auch meine Tochter eine sinnvolle Beschäftigung haben sollte, nicht nur mein Sohn.“ Eine Erfolgsgeschichte: Denn dank Trnka sind mittlerweile nicht nur sechs bis sieben Funktionärinnen vor Ort, sondern es konnte auch ein eigenes Damenteam aufgebaut werden. Die nunmehr ehemalige Funktionärin gab allen Interessentinnen einen Tipp mit auf den Weg: „Traut euch einfach!“

„Wir müssen sehr viel arbeiten für sehr wenig Geld“

Einen Blick aus der Perspektive der Spielerinnen lieferte schließlich Nationalteamspielerin Almedina Sisic vom FC Blau-Weiß Linz-Kleinmünchen. Sisic, die zuletzt bei der U-20-Weltmeisterschaft in Kolumbien für Österreich im Einsatz war, betonte: „Ich glaube, es ist sehr wichtig, dass wir Frauen im Hintergrund haben, weil es einfacher ist, von Frau zu Frau zu kommunizieren. Derzeit haben wir nur eine Frau im Verein, es wäre sicher von Vorteil, wenn wir mehr hätten.“ Zwar sei die Trainerposition für Sisic, die bisher nur männliche Trainer hatte, grundsätzlich geschlechterunabhängig, „aber ich finde, gerade in einem Frauenverein sollten Führungspositionen auch von Frauen besetzt sein. Es gibt einfach viel zu wenige, die sich das zutrauen. Da würde ich appellieren: Meldet euch und kommt zu uns, damit wir in der Bundesliga durchstarten können.“

Sisic, die seit fünf Jahren die Frauenfußballakademie besucht, sprach auch das Thema Gehaltsunterschiede zwischen männlichen und weiblichen SpielerInnen an: „Wir müssen sehr viel arbeiten für sehr wenig Geld.“ Abschließend wünschte sich die Spielerin auch in Österreich noch mehr Unterstützung von den Rängen, wie es in Ländern wie Kolumbien bereits üblich ist: „Kolumbien ist total fußballverrückt. Noch nie haben so viele Menschen am Flughafen auf uns gewartet, uns zugejubelt, uns Geschenke gemacht und uns auch am Spielfeld so angefeuert. Das war unglaublich.“ Die nächste Gelegenheit zum Anfeuern der Fußballerinnen gäbe es schon bald: am 16. November im Hofmann Personal Stadion in Linz beim großen Derby gegen die Damen des LASK.

Foto: OÖFV / Lui

Miteinander statt Verdrängen

Den Abschluss des Abends bildete schließlich Tobias Bracht vom Internationalen Fußball Institut in München mit einem Impulsvortrag zum Thema „Führungskompetenzen im Fußball“. Bracht engagiert sich gemeinsam mit seiner Partnerin schon lange für die Unterstützung von Frauen im deutschen Fußball. Er machte deutlich: Um Verbesserungen für sie zu erreichen, dürfe es nicht darum gehen, Männer zu verdrängen. Vielmehr brauche es – entsprechend dem Hashtag #bettertogether – immer das Miteinander von Männern und Frauen, um dieses Ziel zu erreichen.

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  • Veröffentlicht: 21.10.2024
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