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03/25

„Ich wünsche mir fairere Gagen“

„Ich wünsche mir fairere Gagen“
Foto: Denise Perhab / Spoon Agency

Am 8. März steht Jungmusikerin Sodl neben Künstlerinnen wie den Poxrucker Sisters bei #WEARE auf der Bühne des Linzer Brucknerhauses. „Welt der Frauen“ sprach vorab mit der Gewinnerin des FM4 Awards über ihr neues Album, ihre Leidenschaft für Musik und ihre Wünsche an die Branche.

Sie haben den FM4 Award gewonnen, der Ihnen demnächst offiziell überreicht wird. Haben Sie Ihren Sieg schon realisiert? Wie haben Sie davon erfahren?

Es ist sehr aufregend, da wir eine der kleinsten Gruppen unter den Nominierten sind. Dass so viele Leute für mich gestimmt haben, ist ein schönes Gefühl, aber auch ein wenig unbegreiflich. Wir wurden von FM4 überrascht, was sie immer so machen. Sie kündigen irgendeinen dubiosen Termin an, in unserem Fall war es ein angeblicher Fototermin mit allen Nominierten. Wir fanden das ein bisschen komisch, waren uns aber nicht sicher. Als wir ankamen, wurden wir mit einem großen Blumenstrauß und einer Torte empfangen. So war schnell klar, dass es sich hier nicht um ein Fotoshooting handelt.

Wann haben Sie Ihre Leidenschaft zur Musik entdeckt? Und wann war für Sie klar, dass Sie hauptberuflich Musikerin werden wollen?
Ich habe Musik schon immer geliebt, sie ist für mich eine natürliche Ausdrucksform. Etwas, in das ich mich stundenlang flüchten kann. Auch in meiner Familie war Musik immer präsent, das hat mich geprägt. Die Entscheidung, hauptberuflich Musikerin zu werden, ist zu keinem bestimmten Zeitpunkt gefallen. Ich wusste einfach: Das ist es, was ich machen will – und zwar nicht nur halb, sondern zu 100 Prozent.

„Ich kann nicht nachvollziehen, dass manchmal behauptet wird, dass Frauen schlechtere Musikerinnen seien.“

Ihr neues Album wird am 14. März veröffentlicht. Können Sie uns mehr darüber verraten? Welches Lied sollten die HörerInnen Ihrer Meinung nach als allererstes hören?

Das ist eine interessante Frage, die schwer zu beantworten ist, denn auf dem Album gibt es kein Lied, das für die anderen stehen könnte. Es ist bunt gemischt. Ich mag es, mit Gegensätzen zu arbeiten und harte und weiche Elemente miteinander zu vermengen. Das merkt man auch auf diesem Album. Es gibt Songs für EinsteigerInnen, aber auch für LiebhaberInnen, letztere eher zum Schluss. Ich kann mir auch vorstellen, dass manche Songs etwas Zeit brauchen, um sich im Ohr festzusetzen. Aber das ist auch mein Anspruch an Musik: Songs zu schreiben, die manchmal ein bisschen schräg sind. Von der Reihenfolge her würde ich empfehlen, das Album von vorne nach hinten durchzuhören.

Gerade junge MusikerInnen haben es – auch in Österreich – nicht leicht, was ihre Sichtbarkeit betrifft. Bei der Pressekonferenz zum #WEARE-Konzert der Poxrucker Sisters am 8. März im Brucknerhaus, bei dem auch Sie auftreten werden, haben Sie gesagt, dass Sie es leid sind, immer wieder Ausreden zu hören, warum Frauen in der Musikbranche nicht so präsent sind. Welche Erfahrungen haben Sie damit gemacht?
Ich muss sagen, dass meine Erfahrungen mit den Menschen in der Musikszene bisher sehr positiv waren. Was mir aber schnell aufgefallen ist: Wenn es um Festivalbuchungen oder Konzert-Line-ups geht, werden im Mainstreambereich oft nur Männerbands gebucht. Da denke ich mir jedes Mal: wenn ihr das wenigstens als Männerfestival kennzeichnen würdet, so wie es auch Frauenfestivals gibt. Aber das ist einfach die Normalität. In Gesprächen höre ich auch immer wieder, dass es im Rockbereich nicht viele Frauen gibt. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass manchmal behauptet wird, dass Frauen, gerade im Rock, schlechtere Musikerinnen seien. Im Gegenteil, ihre Musik berührt mich oft mehr, weil sie eine besondere Perspektive mitbringen.

„Die derzeitigen Gagenunterschiede sind nicht in Ordnung.“

Welche Verbesserungen würden Sie sich in Zukunft in der Branche wünschen?
Als noch eher kleine Künstlerin wünsche ich mir auf jeden Fall fairere Gagen. Vor allem, wenn man mit einer Band auftritt – in meinem Fall als Solokünstlerin mit Band –, die man ja auch bezahlen muss. Die derzeitigen Gagenunterschiede sind nicht in Ordnung. Wie soll man sich da als junge MusikerInnen etwas aufbauen, wenn man keine große Unterstützung hat oder über einflussreiche Kontakte verfügt? Ich würde mir auch wünschen, dass die Musik wieder mehr im Vordergrund steht, unabhängig von Managements, die die Fäden ziehen.

Zur Person:

Die 21-jährige Musikerin Sodl, die mit bürgerlichem Namen Anja Sodnikar heißt, stammt aus dem Salzkammergut und begann bereits als Jugendliche, ihre ersten Songs zu schreiben. Mit 16 Jahren präsentierte sie erstmals einen Song im Programm des Radiosenders FM4, mit 20 Jahren erschien ihre erste EP „Flowers on the moon“. Am 14. März wird ihr Album „Sheepman“ präsentiert.

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  • Veröffentlicht: 04.03.2025
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