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04-05/24

„Frauen und Geld – zwei, die zusammengehören“ – Hagenberg

„Frauen und Geld – zwei, die zusammengehören“ - Hagenberg

„Frauen und Geld – zwei, die zusammengehören“ – unter diesem Motto tourt „Welt der Frauen“ in Kooperation mit dem Frauenreferat des Landes OÖ und der kfb oö durchs Land, um über finanzielle Vorsorge, Selbstbestimmung und Absicherung für Frauen zu sprechen. Am Donnerstag, 30. März, machte die Veranstaltungsreihe im ABZ Hagenberg Station.

Es geht nicht nur um Geld, es geht um Gerechtigkeit

Expertinnen und Impulsgeberinnen sowie Initiatorinnen und Meinungsbildnerinnen aus Politik und Wirtschaft sind bei den „Gerne Frau sein“-Talks am Podium, wenn es darum geht, Frauen zu unterstützen und zu ermutigen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Und so war auch der Abend in Hagenberg keine Anleitung zur wundersamen Geldvermehrung, wie „Welt der Frauen“-Chefredakteurin und Moderatorin des Abends Sabine Kronberger es nannte, sondern ein liebe- und teils humorvoller Schubs, sich mit den eigenen Finanzen zu beschäftigen. Belohnt wurden die Veranstalterinnen mit einem vollen Saal und einem interessierten Publikum, das seinerseits mit zahlreichen wertvollen Gedanken und Informationen zum Thema bedacht wurde. Christine Haberlander, Frauenlandesrätin und Landeshauptmann-Stellvertreterin des Landes Oberösterreich, machte eingangs klar, dass es sich beim Thema Finanzen um keine Raketenwissenschaft handelt. Und obwohl kein Frauenleben dem anderen gleicht, seien es meist recht einfache Dinge, die man umsetzen kann. Wichtig sei es aber, sich mit dem Thema zu beschäftigen und vor allem sich zu trauen, auch Fragen zu stellen. Paula Wintereder, Vorsitzende der kfb oö, erinnerte, dass Frauen sich zwar hingebungsvoll um andere kümmern, dabei aber oftmals darauf vergessen, für sich selbst zu sorgen. Auch sie selbst sei sehr sparsam erzogen worden und habe später lernen müssen, auch einmal Geld für sich selbst ausgeben zu dürfen.

Die eigenen Finanzen im Blick

„Welt der Frauen“-Geschäftsführerin Christiane Feigl lieferte in einer Talkrunde interessante Ergebnisse jener Umfrage, die „Welt der Frauen“ in den vergangenen Monaten durchführte. So werden in finanzieller Hinsicht von Frauen eher situativ Entscheidungen getroffen – und das in erster Linie mit Blick auf ihr Umfeld und erst in weiterer Folge mit Blick auf die eigene Zukunft. Interessant ist auch, dass als Grund für Teilzeitbeschäftigung oftmals genannt werde, dass der Partner ohnehin genug für beide verdiene – was sich spätestens in der Pension äußerst negativ auswirkt. Ein Umstand, auf den auch Christine Lasinger von der Frauenberatungsstelle BABSI einging. Bei aller Romantik sei es wichtig, gerade wenn Kinder geboren werden, den Blick auf die eigenen Finanzen nicht zu verlieren. Karin Berger von der Schuldnerberatung OÖ wiederum ergänzte, dass es notwendig sei, sich einen Überblick über die eigenen Finanzen zu verschaffen und warnte eindringlich davor, die Bürgschaft für einen Kredit zu übernehmen.

Geld ist Damensache

Dass Geld „Damensache“ ist, beschreibt Marietta Babos in ihrem gleichnamigen Buch. Und auch bei ihrem Impulsreferat machte die Finanzexpertin klar, dass sich Frauen dem Thema Finanzen anders annehmen müssen als Männer – vor allem, weil sich die Erwerbsbiografie (also die Gehaltsentwicklung im Laufe eines Lebens) bei Frau und Mann erheblich unterscheidet. Und sie ermutigte Frauen, nicht nur zu sparen, sondern vor allem auch zu investieren, um sich eine Zusatzpension aufzubauen. Mit einem Augenzwinkern – und in Bezug auf die durchschnittliche Lebenserwartung – riet sie den anwesenden Frauen zudem, sich um einen jüngeren Mann umzuschauen.

Lernen, informieren und aufrütteln

Heidemarie Schachner, Fachinspektorin für land- und forstwirtschaftliche Schulen OÖ, machte deutlich, wie wichtig es ist, schon in jungen Jahren ein Fundament an Finanzwissen aufzubauen. So seien etwa Taschengeld und ein Jugendkonto essentiell, um den Umgang mit Geld zu erlernen. Dieses Finanzwissen sei dann wiederum im Berufsleben von Notwendigkeit, wie Kathrin Kühtreiber-Leitner, Vorstandsdirektorin der OÖ Versicherung AG, ergänzte. Wie eine Studie der OÖ Versicherung ergeben habe, gebe es, was die Einstellung zur Arbeit betrifft, massive Unterschiede zwischen Mann und Frau und somit auch massive Unterschiede beim Verdienst. Während für Frauen vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie eine sinnstiftende Arbeit von Bedeutung ist, steht bei Männern ganz klar das Gehalt und die Chance auf Karriere an oberster Stelle. Janine Kohl-Peterke, Regionaldirektorin Linz-Zentrum der Sparkasse OÖ, betonte, dass es notwendig sei, die Frauen aufzurütteln, über das Thema Finanzen zu sprechen – und das in jedem Lebensalter. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass BetrügerInnen ein leichtes Spiel hätten, wenn Geld in der Familie ein Tabuthema ist – was sie anhand eines bedrückenden Beispiels einer Frau untermauerte, die trotz Warnung der Bank eine hohe Geldsumme an einen Trickbetrüger übergab und sich erst dann an die Familie wandte.

Mit Männern vergleichen

Ingeborg Rauchberger, Autorin, Juristin und Verhandlungsexpertin, machte in ihrer gewohnt unterhaltsamen Art klar, wie wichtig es gerade als Frau ist, sich Ziele zu setzen – vor allem bei Verhandlungen. Zum einen sei es unbedingt notwendig, selbst davon überzeugt zu sein, was man will und zum anderen sei es unerlässlich, sich beim Thema Geld mit Männern zu vergleichen. Gerade bei Gehaltsverhandlungen müsse man darauf aufmerksam machen, was der Nutzen für das Unternehmen sei, wenn man mehr Geld will. Aber – und auch das sei laut Rauchberger ein Ansatz – es gehe „nicht um mehr Geld, es geht um Gerechtigkeit!“

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  • Veröffentlicht: 31.03.2023
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