Nachwuchs, der den Vorstellungen der NationalsozialistInnen entsprach, kam ab 1935 in Institutionen des SS-Vereins Lebensborn zur Welt. Eine Ausstellung im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim in Alkoven beschäftigt sich mit dem einzigen Lebensborn-Mütterheim Österreichs in der Nähe von Wien.
Die schreckliche Rassenideologie der NationalsozialistInnen hat in den späten 1930er-Jahren Einrichtungen hervorgebracht, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: auf der einen Seite Tötungsanstalten im Rahmen der Aktion T4, in denen Menschen mit geistiger und körperlicher Beeinträchtigung massenweise ermordet wurden. Auf der anderen Seite den SS-Verein Lebensborn (Anm.: das Wort bedeutet wörtlich „Quell des Lebens“), der in seinen Mütter- und Kinderheimen „rassisch wertvollen“ arischen Nachwuchs „heranzüchtete“. Erwünschter Bevölkerungszuwachs da, systematische Vernichtung dort. Beides war demselben Gedankengut und Ziel verpflichtet: der Herrschaft einer „überlegenen Rasse“, in der nur arische Menschen Platz haben sollten.
Die Wanderausstellung „Am Rande des Wienerwalds. Der Lebensborn in Feichtenbach“, die sich mit dem einzigen Lebensborn-Entbindungsheim auf dem Gebiet des heutigen Österreichs beschäftigt, ist bis 21. April im Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim in Alkoven zu sehen, einem Ort der Aktion T4. Kuratiert wurde sie von Lukas Schretter vom Ludwig Boltzmann Institut für Kriegsfolgenforschung in Wien. Im Rahmen des Forschungsprojektes „Prélude: LEBENSBORN“ haben sich Nachkommen mit ihrer Familiengeschichte auseinandergesetzt, auch für die Ausstellung rückte damit ein starker Gegenwartsbezug in den Fokus.
In knapper Form erzählt die Schau die Geschichte des Heimes, in das nach strenger Prüfung nur Frauen Aufnahme fanden, die den Vorstellungen der SS entsprachen. Vor allem ledige junge Frauen, die in Lebensborn-Einrichtungen anonym entbinden konnten, aber auch Frauen von SS-Männern wurden dort betreut. Alleine in Feichtenbach wurden rund 1.300 Kinder geboren.
Anhand von Interviews mit in Feichtenbach geborenen Personen und deren Nachkommen wird der Frage nachgegangen, was in den Familien von dieser oft lange verschwiegenen Vergangenheit geblieben ist. Drei Filme aus dem Jahr 2023 erzählen von der familiären Aufarbeitung. In einer Audio-Installation werden die Verbindungen zwischen Lebensborn und der NS-Euthanasie aufgezeigt. So wurden nachweislich Kinder, die in den Lebensborn-Einrichtungen mit einer Beeinträchtigung geboren wurden, in Vernichtungsanstalten wie Hartheim umgebracht. Die Schau ergänzt zudem eine Arbeit der Videokünstlerin Marlene Müller Wanzenböck mit dem Titel „Zu einer Vergangenheit kommen“.

Die Ausstellung ist bis zum 21. April 2025 geöffnet und wird anschließend in Niederösterreich zu sehen sein.
Lesen Sie einen ausführlichen Bericht über den Verein Lebensborn in der Magazinausgabe April/Mai 2025.