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03/25

Feministische KI für eine gerechtere Welt

Feministische KI für eine gerechtere Welt
Foto: privat

Frauen werden von KI-Systemen oft übergangen oder diskriminiert. Die feministische Wirtschaftswissenschaftlerin Eva Gengler sucht nach Lösungen.

Welche Frauenbilder vermittelt die KI aktuell?

Aktuell verstärken KI-Systeme oft stereotype Darstellungen von Frauen. Gerade in der Bildgenerierung werden Frauen häufig überwiegend als jung, schön und in traditionellen Rollen dargestellt, während diverse, realistische oder mächtige Darstellungen unterrepräsentiert sind – besonders gilt das für Women of Color oder Frauen mit anderen diskriminierten Merkmalen. Wir sehen also auch intersektionalen Bias und Diskriminierung.

„Es geht darum, mit KI die Welt für alle gerechter zu gestalten.“
Eva Gengler

Sie fordern, dass KI feministischer werden soll. Warum?
Weil KI unser Leben zunehmend prägt. Wenn wir die bestehenden Ungerechtigkeiten nicht adressieren, verstärken KI-Systeme patriarchale, rassistische und andere diskriminierende Strukturen. Feministische KI ist ein Ansatz, um diese Systeme gerechter, inklusiver und für alle zugänglicher zu machen. Es geht darum, mit KI die Welt für alle gerechter zu gestalten.

Wie kann Feminismus in die KI implementiert werden?
Indem wir feministische Werte wie Gerechtigkeit, Intersektionalität und Co-Kreation in den Entwicklungsprozess einbinden. Dazu gehört, marginalisierte Stimmen einzubeziehen, Daten diverser zu gestalten und neue Ansätze für KI-Governance und Gestaltung zu schaffen, die systemische Ungerechtigkeiten aktiv abbauen. Besonders wichtig ist der feministische Zweck eines KI-Systems, also ein Ziel, bestehende Strukturen zu verändern, anstatt sie zu reproduzieren.

Gibt es feministische Lösungsvorschläge für bildbezogene KI-Systeme?
Ja, wir können KI-Systeme so trainieren, dass sie vielfältigere Darstellungen erzeugen. Es braucht gezieltes Prompting, diversere Datensätze und klare Vorgaben, um Stereotype zu vermeiden. Initiativen wie MissJourney zeigen, wie Bilder diverser und gerechter generiert werden können – wobei es MissJourney leider aktuell nicht mehr gibt. Auch NutzerInnen haben einen Einfluss auf die Ergebnisse mithilfe von Prompting. Eine Möglichkeit bietet faires KI-Prompting. Dazu habe ich zusammen mit dem Mittelstand-Digital Zentrum Zukunftskultur einen Leitfaden veröffentlicht.

Zur Person:

Eva Gengler studierte von 2013 bis 2016 Wirtschaftswissenschaften mit Schwerpunkt BWL an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und setzte ihre IT-orientierte Ausbildung mit einem Master in International Information Systems fort. Während ihres Studiums sammelte sie Erfahrungen bei Siemens Digital Factory und Senacor Technologies AG und entdeckte ihre Leidenschaft für künstliche Intelligenz – insbesondere für die ethischen Implikationen von KI im Recruiting. Nach mehreren Stationen in verschiedenen Unternehmen wechselte Gengler im Mai 2021 in die Selbstständigkeit und übernahm die Leitung eines Projekts, das sich mit den Auswirkungen von KI in Sexrobotern auf Frauen auseinandersetzt. Zudem ist sie Vorständin bei erfolgsfaktorFRAU e. V., einem Verein für Frauenrechte im Business. Gengler ist aktuell Doktorandin im International-Doctorate-Programme „Business and Human Rights“ und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Schöller-Lehrstuhl. Ihre Forschung fokussiert sich auf die Bekämpfung der Diskriminierung von Frauen mithilfe einer feministischen KI.

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  • Veröffentlicht: 07.02.2025
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