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Donaulimes-Welterberunde: Radeln auf den Spuren der Römer

Donaulimes-Welterberunde: Radeln auf den Spuren der Römer
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  • Veröffentlicht: 27.07.2025
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Radfahren am Fluss und die römische Vergangenheit virtuell erleben: mit dem E-Bike unterwegs auf der Donaulimes-Welterberunde in der bayerisch-oberösterreichischen Grenzregion.

Was? 90 Kilometer? Die angekündigte Fahrradtour stößt bei den Kindern anfangs auf wenig Begeisterung. Mit Kindern und Radfahren ist es meist so: Wenn sie klein sind, wollen sie, können aber noch nicht so weit fahren. Und später, wenn sie groß sind, könnten sie zwar längere Strecken zurücklegen, wollen aber oft nicht mehr. Erst als ich erkläre, dass wir die Strecke Passau–Schlögen und retour auf zwei Tage aufteilen, in einem Hotel übernachten und es unterwegs verschiedene Stationen mit „Augmented Reality“ gibt, sind die Kids neugierig. 

Auf der Anreise im Zug gehen wir die Route noch einmal durch. Die erste Strecke auf der Donaulimes-Welterbe-Radrunde wird uns rund 49 Kilometer am südlichen Donauufer entlangführen. Wir sind mit zwei E-Bikes und zwei Bio-Bikes unterwegs, weil das den unterschiedlichen Wünschen und Anforderungen der Familienmitglieder am besten entspricht. Der sogenannte Donaulimes bildete einen Teil der Grenzen des Römischen Reiches und ist seit 2021 UNESCO-Welterbe. Voriges Jahr wurden am Radweg digitale Erlebnisstationen eingerichtet, an denen man via QR-Code gemeinsam mit dem Avatar Severinus von Noricum in die römische Geschichte eintauchen kann.  

In Passau angekommen, zieht ein kräftiger Regenschauer durch. Wir schnappen unsere Fahrräder, radeln zügig durch die Innenstadt und kehren im Pension-Wirtshaus Goldenes Schiff ein – eine zertifizierte Slow-Food-Gaststätte, in der nicht nur frisch und großteils bio gekocht, sondern auch eine erfreulich große Auswahl an vegetarischen und veganen Gerichten angeboten wird.  

Mit Turbo gegen den Wind 

Nach dem Mittagessen lichtet sich der Himmel. Der Wind bläst kräftig, ich bin froh über mein E-Bike und schalte auf den Turbomodus. Damit lassen sich auch Anstiege mühelos bewältigen, und der Wind ist Nebensache. Der gut ausgebaute und beschilderte Radweg ist leicht zu finden, und durch kleine Ortschaften, schöne Aulandschaften und entlang von Römer-Rastplätzen geht es rasch voran.  

Das Wasser in der Donau kräuselt sich, die Kinder versuchen, ein deutsches Kreuzfahrtschiff einzuholen, das kaum schneller ist als wir, eine Schwanenfamilie schaut uns neugierig zu. Immer wieder begegnen wir auch anderen Radfahrer:innen, die meisten sind mit E-Bikes und großen Satteltaschen unterwegs und scheinen eine längere Tour zu machen. Kein Wunder! Der Donauradweg, der auf einer Strecke von mehr als 2.850 Kilometern vom Ursprung bis zur Mündung der Donau ins Schwarze Meer führt, zählt in Deutschland und Österreich zu den am meisten befahrenen Radwegen. Allein am österreichischen Teilstück waren im Jahr 2023 926.000 Radfahrer:innen unterwegs. In Anbetracht dessen ist an diesem windigen Tag auf dem Radweg wenig los. 

Die ersten 26 Kilometer sind schnell heruntergespult, unser erster Stopp ist Engelhartszell. Wir schauen uns die wunderschöne Rokokokirche an, eine Führung in Österreichs einzigem Trappistenkloster geht sich leider nicht aus. Gleich neben der Kirche befindet sich das „Wassererlebnis Mini-Donau“. Dort kann man die Donau im Miniaturformat von ihrem Ursprung bis zur Mündung ins Schwarze Meer in sechs Stationen erleben. Den Kindern gefällt besonders die Fahrt über das „Schwarze Meer“ mit der Seilfähre. Im Großaquarium „Gigant der Donau“ bekommt man einen Eindruck von der Vielfalt der Fische in der Donau. Neben Donaustören bis zu einer Länge von zwei Metern und rund 60 heimischen Fischarten, gibt es auch an die 500 „Aliens“, die aus aller Welt in die stark frequentierte Binnenwasserstraße gelangt sind. Nach einem Spaziergang durch den Obst- und Kräutergarten geht es weiter zum Römerburgus Oberranna – eine Mischung aus einem kleinen Kastell und einem „burgus“, wie man die massiven Wachtürme der Spätantike nennt. Der Römerburgus gilt als das am besten erhaltene antike Gebäude von Oberösterreich und wurde mit viel Aufwand im Zuge des Projekts Donaulimes-Runde digital erlebbar gemacht.  

Anschließend pedalieren wir unserem nächsten Ziel, dem Römerbad Schlögen, entgegen. Immer öfter zeigt sich die Sonne am Himmel, die neun Kilometer und zum Schluss der leichte Anstieg sind schnell bewältigt. Gemeinsam mit Severinus tauchen wir in die römische Badekultur ein.  

Im Hotel Donauschlinge angekommen, freuen wir uns schon auf eine Dusche und genießen nach dem Abendessen noch den Wellnessbereich. Während die Kinder sich im Spieleraum am Wuzel- und Billardtisch üben, unternehmen mein Mann und ich noch eine kurze Wanderung (circa 60 Minuten hin und retour) zum Schlögener Donaublick. Von der Plattform aus hat man einen grandiosen Ausblick auf die Schlögener Schlinge. Die hufeisenförmige Flussbiegung entstand durch die geologische Beschaffenheit der Region, wird uns Eva Hillebrandt, die das Hotel Donauschlinge gemeinsam mit ihrem Mann Marc führt, später erklären. Die Donau musste sich am harten Granitgestein des Mühlviertels vorbeibewegen, wodurch das Naturphänomen entstand.  

Radeln durch das „Land der Barbaren“ 

Eva Hillebrandt ist auf diesem schönen Fleckchen Erde aufgewachsen, den Ausblick aus ihrem Büro genießt sie immer noch. An Vollmondnächten veranstaltet sie auch Nachtwanderungen zum Schlögener Donaublick. Wir ziehen an diesem Tag aber das Bett einer nächtlichen Wanderung vor. Am nächsten Tag setzen wir nach einem ausgiebigen Frühstück mit der ersten Querfähre von Schlögen nach Au über. Die heutige Etappe wird mit 41 Kilometern etwas kürzer sein als die des Vortags. Der Wind hat sich gelegt, die Sonne scheint von der Früh weg. Entlang von tiefgrünen Hangwäldern radeln wir auf der Nordseite der Donau „durch das Land der Barbaren“ zurück nach Passau. Die frisch zubereiteten Omeletts und Pancakes haben die Energiespeicher gefüllt, und auch die Kinder sind voll motiviert.  

In Freizell machen wir Halt, da wir eine Spritztour mit einer Zille unternehmen und den Zillenbauer Gerald Witti besuchen wollen. Er ist einer der letzten seiner Profession und baut nicht nur Zillen- und Holzboote in Handarbeit, sondern vermietet sie auch. Die Zillen mit 6-PS-Motor darf man auch ohne Schiffspatent lenken. Ausgestattet mit Schwimmwesten und einer Notrufnummer dürfen wir schon nach kurzer Einweisung ausfahren. „Gekentert ist noch nie jemand“, grinst Gerald Witti. Das Lenken der Zille ist gar nicht so schwer, auch die Kinder setzen sich begeistert ans Steuer, reizen die maximale Geschwindigkeit unseres Bootes aus, und wir erkunden die Schlögener Schlinge noch einmal vom Boot aus. An einem heißen Tag wäre wohl ein Bad in der Donau fein, an diesem Tag ist es uns aber zu kühl. 

Die frische Luft macht hungrig und so begeben wir uns mit den Rädern ins Fischrestaurant-Gasthaus Luger, das für seine Fischspezialitäten bekannt ist. Fangfrische Donaufische von Aitel, Barbe und Brachse bis zu Forelle, Saibling und Zander werden dort nach alter Tradition, dem Schröpfen, zubereitet. „Zuerst setze ich feine, parallele Schnitte in die Haut des Fisches. Dann wird der Fisch gewürzt, in Mehl gewendet und gebraten“, erklärt Küchenchef Markus Luger bei einem Blick in die Küche. Durch die spezielle Zubereitung dringen Gewürze und Marinaden tief in das Fischfleisch ein – und das schmeckt man. Markus Luger führt den Familienbetrieb, unterstützt von Oma Aloisia, Tanten und Onkeln, in vierter Generation und fährt teilweise auch selbst frühmorgens zum Fischen aus. Und wenn er einmal nichts fängt? Für diesen Fall ist dank eines großen Fischbeckens vorgesorgt.  

Gestärkt setzen wir uns wieder auf unsere Fahrräder und treten flussaufwärts zurück nach Passau. Im Römermuseum Kastell Boiotro wartet bereits Limes-Cicerone und Kunsthistorikerin Alexandra Ulrich auf uns, die uns durch das Museum mit zahlreichen Modellen und rund 600 Fundstücken von der ersten Münze Passaus über Haarnadeln bis zu Steinwerkzeugen und Bronzebeilen führt. Wir drehen auch eine Runde durch die Ausgrabungen im Garten, wo man die Fundamente des Kastells bestaunen kann. Alexandra Ulrich erzählt uns einiges über das Leben, die Wirtschaft und die Kultur in der Römerzeit. Optional zu einer Führung kann man auch mit einem Audioguide in die Geschichte eintauchen, es gibt auch eine Multimediastation mit Römerquiz und römische Spiele.  

Die Zeit wird uns fast zu kurz, das Museum schließt bereits um 16 Uhr. Aber wir müssen uns ohnehin zum Bahnhof aufmachen. Auf der Heimfahrt resümieren wir noch einmal: Es hat Spaß gemacht, dank E-Bikes und spannenden Zwischenstopps waren die insgesamt 90 Kilometer kein Problem. Angenehmer Nebeneffekt am Rande: Die Handyzeit war fast null – abgesehen von Severinus’ Erzählungen, aber das war ja auch römische Geschichte 2.0. 

Die Reise erfolgte auf Einladung der Donau Oberösterreich Tourismus GmbH. 

  • Die Donaulimes-Welterbe-Radrunde führt in zwei Etappen (jeweils 48,8 und 41,4 Kilometer) am Süd- und Nordufer der Donau nach Schlögen. 
  • Einen Teil der Route kann man auch mit dem Schiff zurücklegen, E-Bikes gibt es an verschiedenen Verleihstellen zum Ausborgen. 
  • Rund um die Donau wurden in Oberösterreich auch 15 E-Bike-Genusstouren eingerichtet.
  • Tourenbeschreibungen und GPS-Daten gibt es zum Download: donauregion.at/welterberunde 
Julia Langeneder

Redakteurin

in Linz geboren, schon während und nach dem Publizistik- und Französisch-Studium in Salzburg und Paris bei verschiedenen Tages- und Wochenzeitungen in unterschiedlichen Ressorts, seit 14 Jahren als Redakteurin für Welt der Frauen tätig. Leidenschaft für Familien- und Frauenthemen, Psychologie, Kultur, Nachhaltigkeit und Gesundheit, gerne unterwegs beim Wandern, Radfahren oder mit dem Campingbus.

[email protected]

Foto: Alexandra Grill


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