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01/02/25

Buchempfehlung: „Jenseits des Grabes“

Buchempfehlung: „Jenseits des Grabes“

In diesem Krimi wird durch den Wald gegangen, werden viele Tiere gefunden, riecht es immer leicht modrig, wird enorm gut gegessen, und alles ist irgendwie nicht „hip“, schön, gediegen. Also genau so, wie es Kommissar Adamsberg mag: immer ein wenig verschroben, nicht linear zu ermitteln.

Den Erinnerungen auf der Spur

Diese Charaktere mag man, solange man ihnen nicht im echten Leben begegnen muss: Jeder hat sein Geheimnis oder auch gleich mehrere davon, und Adamsberg braucht nur mehr seinen Instinkt von der Leine lassen. 526 Seiten später weiß man, wer den Wildhüter getötet hat.

„Das Team aus Paris reiste am nächsten Tag mit dem Zug wieder ab. Der Abschied am Abend war herzlich, nein überschwänglich ausgefallen, man klopfte sich gegenseitig auf Rücken und Schultern. Johan bat Retancourt um die Erlaubnis, ihr einen Kuss auf die Wange geben zu dürfen, und Berrond, dadurch ermutigt, tat es ihm gleich.“
Seite 524

Die Autorin legt falsche Spuren, lässt sogar Geister „auftreten“ und vertraut darauf, dass die Menschen ihren falschen Fährten folgen – sogar ihre Kreation, der berühmte Kommissar Adamsberg. Hier zeichnet sich dieser durch besonderes Engagement aus, weit von Paris weg, immer in der Natur oder in ungemütlichen Häusern, umgeben von den Alten des Dorfes, die von einem hinkenden Geist erzählen beziehungsweise flunkern. Die Mordserie, die mit der Tötung des Wildhüters ihren Anfang nimmt, zeichnet sich durch Stil, Eleganz und viele Details aus: Wer hier ermittelt, scheut das Arbeiten, scheut auch die Gefahr nicht. Und ja, Adamsberg kann alles aufklären, auch wenn manche Pariser KollegInnen allmählich daran zu zweifeln begonnen hatten.

Was Sie versäumen, wenn Sie diesen in Louviec/Bretagne spielenden Krimi nicht lesen:

einen irren Ort mit ebenso irren Menschen, viel Natur, Igel und generell auch Wald, Morbidität, Kommissar Adamsberg in voller Aktion, Gespräche über Reiche und Arme, über Verzweifelte und Mitläufer, ach, über die ganze Welt!

Fred Vargas:

ist der Künstlername der ausgebildeten Archäologin, Historikerin und mehrfach ausgezeichneten Autorin Fréderérique Audion-Rouzeau, die 1957 geboren wurde. Ihren Kommissar Jean-Baptiste Adamsberg begannen ihre LeserInnen Fall um Fall mehr zu mögen, beinahe in seiner Verschrobenheit zu lieben.

Fred Vargas:
Jenseits des Grabes.
Aus dem Französischen von Claudia Marquardt.
München: Limes 2024.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

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  • Veröffentlicht: 16.09.2024
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