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03/25

Buchempfehlung: „Die Nacht der alten Feuer“

Buchempfehlung: „Die Nacht der alten Feuer“

Elea und ihr Mann haben die Höhen und Tiefen ihrer Beziehung im Griff, lieben einander, freuen sich über ihre Kinder. Alles läuft gut, bis Elea die Diagnose eines sehr aggressiven Karzinoms bekommt.

Erinnerungen und Abschiede am Lagerfeuer

An einem lauen Augustabend beim Lagerfeuer will Elea ihren langjährigen FreundInnen von der Diagnose erzählen. Otto macht bei dieser „Inszenierung“ mit, rastet aber schließlich doch aus und beruhigt sich mit Holzhacken: Was ist, wenn Elea stirbt, wie wird das mit ihm und den Kindern? Salma, Gast an diesem Abend, betrachtet Elea und ihren Mann, versinkt erneut in ihrer eigenen Trauer über den Tod Veeras – hier trauert jeder und jede um einen Menschen, eine Geliebte, viele versäumte Gelegenheiten et cetera. Eleas Gedanken kreisen an diesem Abend und während der ganzen Nacht am Lagerfeuer um ihre Kinder, ihre Ehe, ihre FreundInnen und das Leben, das sie bisher gut gelebt hat. Wie geht es weiter? Wie geht es weiter ohne sie?

„Ach, die Kinder, denkt sie, was wird mit ihnen? Wieder schnürt ihr der Gedanke, der sie in den letzten Tagen verfolgt hat, die Kehle zu: dass die Kindheit ihrer Kinder zu Ende ist. Sie neigt sich ohnehin dem Ende zu, aber nun dürfen sie den sicheren Übergang von der Sorglosigkeit der Kindheit zur Unruhe der Jugend nicht erleben.“
Seite 115

Viele innere Monologe, viele zögernde und immer wieder stockende Dialoge und feine Naturschilderungen füllen 440 Seiten. Niemals wird es langweilig, auch wenn man längst weiß, dass es hier um Abschiede, um Leben und Tod geht. Eine wunderbare Innenschau, eine Hauptperson, die sich offenbart, verletzlich und verletzt zeigt: Kaum ist vom Tod die Rede, reden alle über ihre Lieben, über ihr Leben, über das, was ihnen wichtig ist. Liebe und Trauer und Wut, dazwischen Saunabesuche, kräftige Schwimmzüge, das pure Leben. So könnte es also gehen.

Was Sie versäumen, wenn Sie diesen Roman nicht lesen:

Trauer, Freude, Abschied, Ehrlichkeit, Liebe, authentische Gefühle, großes Talent, Erinnerungen – hier wird die Natur zum Spiegel der Gefühle der Menschen, die sich versammeln, man sitzt dabei.

Hanna Meretoja:

1977 in Kaarina geboren, ist Literaturwissenschaftlerin und Professorin für Komparatistik an der Universität Turku. Der vorliegende Roman ist ihr literarisches Debüt.

Hanna Meretoja:
Die Nacht der alten Feuer.
Aus dem Finnischen von Stefan Moster.
Hamburg: Mareverlag 2024.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

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  • Veröffentlicht: 28.11.2024
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