Aktuelle
Ausgabe:
Männer
06/25

Buchempfehlung: „Das Trio“

Buchempfehlung: „Das Trio“

Es ist die junge Frances, die gleich auf den ersten Romanseiten Schwung in die Erinnerungen der drei Hauptpersonen bringt, die über ihre gemeinsamen Jahre auch gern einmal schweigen.

Szenen einer Dreier-Freundschaft

Wer von Szenen schreibt, meint Dramatik, Spannung und die Hoffnung, dass das Unglück vorbeizieht. August, Thora und Hugo kommen aus unterschiedlichen Milieus, was sogar im liberalen Schweden etwas bedeutet. Da zieht Hugo zu Thoras reichen Eltern, beide intellektuell und penetrant tolerant. Thora studiert Jura und verachtet den „braven“ Untermieter der Eltern, die ihn selbst ja nie so bezeichnen würden. Dass ausgerechnet ihr bester Freund August Hugo ebenfalls attraktiv findet, legt die Grundlage dieser interessanten, stellenweise vielleicht etwas langatmig erzählten Dreier-Geschichte.

Interessant ist, wie Johanna Hedmann die einzelnen Charaktere zu Wort kommen lässt: Gleiche Ereignisse scheinen unterschiedliche Erinnerungen evoziert zu haben.

„Thora und August sah ich das erste Mal zusammen aus Anlass eines Essens bei Thoras Eltern.“
Seite 37

Allein schon dieser Genitiv: wunderbar! Das Essen schmeckt, es gibt Blickkontakt, auch zwischen Hugo und August: Fortan gibt es eine Häufung an Begegnungen, Hugo entpuppt sich als exzellenter Beobachter. Thora hingegen ergeht sich darin, ihre Eltern zu kritisieren, ihre Männerbeziehungen auszutarieren und darüber zu philosophieren, wie jemand ihren Namen, genauer das „T“ in ihrem Namen, ausspricht.

„Das T wurde hart betont, und ich sah vor mir, wie der horizontale Strich auf den senkrechten Strich herabgepresst wurde, der trotzig wieder hochschnellte wie eine Spiralfeder.“
Seite 89

August und Thora lieben ihre Tochter Frances, wobei Thora einräumt, dass August mit der Kleinen besser umzugehen weiß. Jetzt also ist Hugo dran, er trifft die neugierige junge Frau, die mittlerweile als Journalistin arbeitet und dauernd brennende Fragen hat – auch nach dem gemeinsamen Früher ihrer Eltern mit Hugo –, gemischt mit Sorgen um ihre Mutter.

Was Sie versäumen, wenn Sie dieses Romandebüt ignorieren:

Lässigkeit, Diversität, Zärtlichkeit, Mut, Langeweile in sicheren Verhältnissen, Diskrepanzen zwischen Sicherheit und Freiheit.

Johanna Hedman:

1993 in Stockholm geboren, hat einen Master-Abschluss in Peace and Conflict Studies der Universität Uppsala und lebte in Indien, Paris und New York. Ihr Debütroman rockt nicht nur die schwedische Literaturszene.

Johanna Hedman:
Das Trio.
Aus dem Schwedischen von Paul Berf.
München: Luchterhand 2024.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

  • Teile mit:
  • Veröffentlicht: 18.09.2024
  • Drucken