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04/05/25

Buchempfehlung: „Alles Gute“

Buchempfehlung: „Alles Gute“

In diesem Krimi ist die Trennlinie zwischen Gut und Böse wie immer unscharf. Es gibt Verlockungen und Verführungen und gleichzeitig zu viel und zu wenig Misstrauen.

Einfach einmal nur das Gute sehen wollen

Der erste Eindruck täuscht natürlich, zeigt er doch eine entspannte Vesna bei dem Konzert ihres Liebsten in Graz, begleitet von einer zufriedenen Mira, ihrer einstigen Arbeitgeberin. Die zwei Frauen haben ein untrügliches Gespür für das Falsche, den falschen Ton, die Lügen und wissen dann auch, was dagegen zu tun ist – auf verschiedene Weise, Vesna direkt und Mira vielleicht doch ein wenig vorsichtiger. Wittern die beiden aber einen Fall, sind sie nicht mehr aufzuhalten und für ihre Familien auch schwer auszuhalten. Denn die Familien sind immer mit dabei, dazwischen wird gut gegessen und begeistert gekocht, viel recherchiert und auch Netzwerke stets weitergeknüpft.

Wer den ersten Roman von Eva Rossmann kennt, weiß, dass damals noch Kater Gismo wichtig war, die Zwillinge von Vesna noch klein und die Erinnerungen an den Balkan-Krieg, dem sie mit ihren Kindern entflohen ist, noch sehr frisch waren. Vesna war die strahlende Journalistin des Lifestyle-Blattes „Magazin“, stets auf der Jagd nach neuen Society-Klatsch-Geschichten und dabei bemüht, ihr journalistisches Ethos nie für billige Schlagzeilen zu verkaufen. Aber jetzt zurück nach Graz, wo natürlich wieder einer die Idylle stört. Dieser eine hat eine App namens Lisa entwickelt und fühlt sich verfolgt. Sein Name ist übrigens Peter Gruber, der vor politischen Tendenzen der 1930er-Jahre warnt und plötzlich verschwindet. Dass er seine App für ein „besseres Miteinander“ entwickelt hat, glauben ihm die beiden Ermittlerinnen sogar, aber die Millionen an Usern irritieren auch. Undurchsichtig ist auch, warum die App Lisa nach Peter Grubers Nichte benannt ist – ja, da sind ja auch ihre Zeichnungen zu finden.

„Ist er ein Heuchler? Der Hinweis in der App, dass man auch Karten, T-Shirts und Polster mit dem LISA-Logo bestellen kann, ist mir bisher entgangen. Ein bisschen Zusatzgeschäft soll also mit all den guten Wünschen doch gemacht werden.“
Seite 17

Immer tiefer arbeiten sich Vesna und Mira in die Netzwerke von Peter Gruber, landen in einem Keller, einem Tatort und Rivalitäten rund um das „bessere Miteinander“: Hier ist die Trennlinie zwischen Gut und Böse wie immer unscharf, es gibt Verlockungen und Verführungen. Und gleichzeitig zu viel und zu wenig Misstrauen, wie die kluge Vesna einfach mal zwischendurch bemerkt. Am Ende überleben die Guten und zwei Neo-Tänzerinnen betreten die Bühne, der Kreis schließt sich, wir hören gute Musik, haben gutes Essen „gelesen“ und uns ausgezeichnet unterhalten, das war wirklich ein feines, wenn nicht ein „besseres“ Miteinander.

Was Sie versäumen, wenn Sie diese Spurensuche nicht mitmachen:

extrem gute Rezepte, extrem interessante Tischgespräche mit ebenso extrem interessanten Charakteren, Eintauchen in digitale Welten, Verkauf von User-Daten und dann auch noch das Ringen um das Gute, Katzengeschnurre inklusive.

Eva Rossmann:

1962 in Graz geboren, lebt auf Sardinien und im Weinviertel/Österreich. Sie ist Verfassungsjuristin, politische Journalistin und staatlich geprüfte Köchin. Seit 1994 lässt sie als freie Autorin und Publizistin ihr Publikum stetig wachsen und an den Eskapaden und Enthüllungen ihrer beiden Heldinnen Mira Valensky, Journalistin, und Vesna Krajner, Leiterin einer Detektei und Genie im Alltag, teilhaben. Eva Rossmann wurde unter anderem mit dem österreichischen Krimipreis ausgezeichnet.

Eva Rossmann:
Alles Gute.
Ein Mira-Valensky-Krimi.
Wien/Bozen: Folio Verlag 2024.

Christina RepolustChristina Repolust

Ihre Leidenschaft zu Büchern drückt die promovierte Germanistin so aus: „Ich habe mir lesend die Welt erobert, ich habe dabei verstanden, dass nicht immer alles so bleiben muss, wie es ist. So habe ich in Romanen vom großen Scheitern gelesen, von großen, mittleren und kleinen Lieben und so meine Liebe zu Außenseitern und Schelmen entwickelt.”
www.sprachbilder.at

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  • Veröffentlicht: 09.01.2025
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