Am 1. November war „Equal Pay Day“ – seit diesem Tag arbeiten Frauen in Österreich statistisch gesehen bis zum Jahresende unbezahlt. Das AMS Oberösterreich weiß, welche Hebel schon bei der Berufswahl gegen die ungleiche Bezahlung in Bewegung gesetzt werden können.
Frauen arbeiten öfter als Männer in Branchen, die schlechter bezahlt sind: im Gesundheits- und Sozialwesen, im Handel oder im Bildungsbereich. Im Unterschied dazu sind die Branchen, in denen die meisten Männer beschäftigt sind, die Herstellung von Waren und das Bauwesen. Nach wie vor sind, so die Statistik der Wirtschaftskammer Österreich, die drei beliebtesten Lehrberufe bei Mädchen Einzelhandel, Bürokauffrau und Friseurin/Stylistin, wohingegen Burschen sich für eine Lehre im Bereich Elektrotechnik, Metalltechnik und Kfz- Technik entscheiden. Damit wählen Mädchen Branchen, die im Durchschnitt schlechter bezahlt sind – die Berufswahl wird zum ersten Knackpunkt auf dem Weg zum „Gender-Pay- Gap“, der geschlechtsspezifischen Differenz im Einkommen.
Die Vielfalt der Berufe
Die Berufswahl ist ein Teil der Erklärung dafür, warum Frauen in Österreich nach wie vor weniger verdienen als Männer. Ist die Lösung also, alle Mädchen und jungen Frauen, die vor der Berufswahl stehen, in Richtung Handwerk und MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) zu drängen? Ganz so einfach ist es nicht. Vielmehr geht es darum, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie groß die Vielfalt an Berufen ist, die ihnen zur Verfügung stehen. Denn die Berufswahl wird häufig davon beeinflusst, was weibliche Vorbilder, Freundinnen oder Familienmitglieder vorleben. Die eigenen Interessen und Talente werden hingegen häufig erst gar nicht hinterfragt und beachtet.
Das AMS OÖ macht sich seit Langem dafür stark, dass Mädchen und Frauen bei der Entscheidung für einen Beruf, eine Lehre oder eine weiterführende Schulausbildung gut unterstützt und umfangreich informiert werden. Sie werden dazu animiert, sich für jene Berufe beziehungs- weise Ausbildungswege zu entscheiden, die ihren eigenen Kompetenzen entsprechen – ganz egal, für welchen Beruf sich die beste Freundin entscheidet, oder ob jemand die Entscheidung nachvollziehen kann. Deshalb ist die wichtige Botschaft des AMS OÖ an junge Frauen und Mädchen, sich für jenen Berufsweg zu entscheiden, der sich richtig anfühlt – schließlich ist die Arbeitszeit ein großer Teil der Lebenszeit.
„Viele Frauen wissen sofort, was sie nicht können, aber zu formulieren, worin sie gut sind, fällt ihnen schwer. Dabei unterstützen wir sie.“
Berufliche Zukunft planen
Das AMS OÖ setzt dabei schon früh an. Bereits in der 7. und 8. Schulstufe werden Schulklassen ins BerufsInfoZentrum (BIZ) eingeladen, um die Vielfalt der Berufswelt kennenzulernen. Diese sind speziell abgestimmt auf den jeweiligen regionalen Arbeitsmarkt. Die SchülerInnen können in diesem Rahmen einen Interessenstest absolvieren, dessen Ergebnis im Anschluss ausführlich besprochen wird. Auch gibt es das Angebot der Technik-Rallye, bei der Mädchen direkt vor Ort ihre handwerkliche Begabung und ihr technisches Verständnis erproben können – beispielsweise beim Programmieren eines Miniroboters und beim Herstellen kleiner Werkstücke aus Holz, Kunststoff oder Metall. Natürlich ist jeder und jede – Jugendliche, junge Erwachsene, allein oder mit Eltern – zu einer individuellen Beratung im BIZ jederzeit willkommen.
All diese Angebote haben ein gemeinsames Ziel: Mädchen und jungen Frauen ins Bewusstsein zu rufen, dass ihnen auch scheinbar atypische „Frauenberufe“ offenstehen, die meist gar nicht dem Image von „schmutzig und körperlich anstrengend“ entsprechen. Dass sie meist besser bezahlt sind, ist dabei nur ein weiteres Argument dafür. Genau wie das Thema Vereinbarkeit: In technischen Berufen kann es sogar leichter sein, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen – die Arbeitszeiten sind hier oft flexibler gestaltbar als in vermeintlich typischen „Frauenberufen“.
Die Berufswahl ist eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben. Sie muss aber, und das ist ein wichtiger Punkt, längst nicht mehr eine Entscheidung fürs Leben bedeuten. Die Arbeitswelt befindet sich im permanenten Wandel, immer neue Kompetenzen, Flexibilität und Bereitschaft zur Weiterbildung sind gefragter denn je.
WELCHER BERUF PASST ZU MIR?
Diese Tipps können dabei helfen, den richtigen Beruf zu finden.
Tipp 1: Im Lexikon nachschlagen
Es gibt über 1.800 Berufe. Welche davon besondere Zukunftschancen bieten, welche in der Region als Lehrberuf angeboten werden, wie die Anforderungen dabei aussehen und wie viel man verdient, darüber informiert das AMS-Berufslexikon: berufslexikon.at
Tipp 2: Den Kompass ausrichten
Der AMS Berufskompass zeigt Richtungen an, auf die man selbst vielleicht gar nicht gekommen wäre. Dazu gehören schlummernde Talente, Vorlieben, Interessen und Kompetenzen, über die eine Menge persönlicher Fragen Aufschluss geben. Für Jugendliche und Erwachsene gibt es speziell zugeschnittene Kompasse, die kostenlos genutzt werden können: berufskompass.at
Tipp 3: Beratung von Profis holen
Der Berufskompass kann ein wertvoller Ausgangspunkt für eine persönliche Beratung im AMS-BerufsInfoZentrum sein, wo er ausführlich gemeinsam besprochen wird. Infos und Kontakt sowie zum Vereinbaren von Beratungen: Tel.: 050 904 440, ams.at