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11/12/24

„Die Leidenschaft muss da sein“

„Die Leidenschaft muss da sein“
Foto: Robert Parigger / APA / picturedesk.com

Was macht Tennis besonders? Wie kann man Kinder und Jugendliche im Zeitalter der Smartphones für Sport begeistern und was braucht es, um sich immer wieder neu zu motivieren? Antworten auf diese Fragen gibt Barbara Schett-Eagle, ehemalige Weltklassetennisspielerin und Turnierbotschafterin der „Upper Austria Ladies Linz“, im „Welt der Frauen“-Interview.

Sie sind auch in diesem Jahr die Turnierbotschafterin von „Upper Austria Ladies Linz“, das im Jänner im Design Center Linz stattfindet. Was kann ein Turnier wie dieses bewirken, um den Tennissport noch stärker in den Fokus zu rücken – besonders in Österreich?

Die Euphorie für eine Sportart lebt und stirbt mit den Sportlerinnen. Eigentlich lebe ich in Australien, einer richtigen Sportnation. Mir war es früher nie so bewusst, dass auch wir in Österreich in gewisser Weise eine Sportnation sind – aber eben nur für gewisse Sportarten. In meiner Zeit als Tennisspielerin war das Interesse für Tennis sehr groß, unter anderem wegen Thomas Muster oder später wegen Dominic Thiem. Sie haben den Sport boomen lassen. So betrachtet kann man da für die Zukunft in Österreich sicher noch einiges tun. Das beginnt schon bei den Jugendlichen in den Schulen, denn Sport ist für die Gesundheit und das Wohlbefinden extrem wichtig.

Sie sprechen den Nachwuchs an, der von vielen Seiten umworben wird. Gleichzeitig hat man das Gefühl, dass die Kinder und Jugendlichen nur noch auf ihr Smartphone starren, in den sozialen Medien aktiv sind und sich insgesamt weniger für die Ausübung einer Sportart, vor allem im Profibereich, interessieren. Wo müsste man Ihrer Meinung nach ansetzen, um die Kinder wieder zu begeistern?

Ich glaube, die Zeit ist eine andere. Wie Sie sagen, die Kinder sitzen mehr vor den sozialen Medien und vor dem Handy und bewegen sich weniger. Die Lösung ist eine Kombination: Einerseits wäre es wünschenswert, wenn die Schulen mehr Sportunterricht anbieten würden. Andererseits muss der Anstoß von den Eltern kommen. Eltern haben heute viel weniger Zeit, sind oft beide berufstätig, weil beide das Einkommen benötigen. Das ist ein Teufelskreis. Meine Eltern haben mich immer in die Natur mitgenommen, wir haben immer zusammen Sport gemacht. Mit Tennis habe ich angefangen, weil sie es auch gespielt haben. Eltern sind Vorbilder. Mein Sohn ist jetzt 15 und Sportler mit Leib und Seele, auch weil wir das zusammen gemacht haben. In Australien ist die Situation auch in den Schulen ganz anders: Da ist es wichtiger, die Kinder zu führen, weil sie oft ja noch nicht wissen, was gut und was schlecht für sie ist. Und wenn sie dann in Gruppen kommen, wo jede/r nur noch mit dem Handy in der Hand dasitzt und sich von den Leuten distanziert, dann geht das in die falsche Richtung.

„Jeder Tag war eine neue Herausforderung. Deshalb habe ich mich auch entschieden, nach meiner Karriere beim Tennis zu bleiben.“
Foto: Cityfoto / Roland Pelzl

Nächstes Jahr feiern Sie Ihr 20-jähriges Jubiläum als Tennisbotschafterin. Was hat Sie von Anfang an an diesem Sport begeistert?

Für mich war es immer der direkte Vergleich: eine Spielerin gegen eine andere. Ich habe es geliebt, kein Team hinter mir zu haben und entweder zu verlieren oder zu gewinnen. Du bist die Einzige auf dem Platz, die die Entscheidungen trifft. Außerdem ist das Spiel immer anders, je nachdem, gegen wen, wo und auf welchem Belag gespielt wird. So wird es nie langweilig oder eintönig, man muss sich immer wieder neu einstellen und reist durch verschiedene Zeitzonen. Jeder Tag war eine neue Herausforderung. Deshalb habe ich mich auch entschieden, nach meiner Karriere beim Tennis zu bleiben. Es ist meine große Leidenschaft und ich liebe und begeistere mich jeden Tag aufs Neue.

Was würden Sie jungen Mädchen raten, die gerne Tennis spielen würden, sich aber nicht trauen, weil die Konkurrenz groß und die Erfolgschancen gering sind?

Es braucht die Leidenschaft für den Sport. Ich habe auch nicht von Anfang an daran gedacht, Tennisprofi zu werden. Es hat mich einfach fasziniert, ich habe gerne gespielt und mich gerne bewegt. Erst im Laufe der Zeit wurde es immer mehr und professioneller, und erst dann wusste ich, dass ich es versuchen möchte. Wichtig ist: Die Leidenschaft muss da sein, egal ob im Sport oder im Leben allgemein. Wenn sie nicht vorhanden ist, wird es schwierig, in einem Bereich sehr, sehr gut zu werden.

Weitere Informationen

Das 34. „Upper Austria Ladies Linz“, das 2025 von 26. Jänner bis 2. Februar im Design Center Linz ausgetragen wird, gilt als die bedeutendste Frauensportveranstaltung Österreichs. Die Bilder des Turniers, das zum zweiten Mal in der Kategorie „WTA-500“ ausgetragen wird, werden in mehr als 150 Ländern zu sehen sein. Der Ticketvorverkauf hat bereits begonnen.

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  • Veröffentlicht: 18.10.2024
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