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06/25

And Just Like That: Graue Haare, Orgasmen und Designer-Mode

And Just Like That: Graue Haare, Orgasmen und Designer-Mode
Quelle: Courtesy of HBO Max

Das ‚Sex and the City‘-Spinoff “And Just like That” geht in die dritte Runde. Wir haben die DarstellerInnen zum Gespräch getroffen und nachgefragt, warum es gerade jetzt so wichtig ist, Frauen in ihrem Alter auf dem Bildschirm zu sehen.

Als „Sex and the City“ 1998 auf den Bildschirm kam, war die Serie ein kultureller Meilenstein. Vier Frauen, die in New York lebten, über Beziehungen, Orgasmen, Karriere und Einsamkeit sprachen – offen, witzig, manchmal naiv, oft revolutionär. Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha waren keine Sidekicks, sie waren das Zentrum. Und ihre Freundschaft war die Beziehung, um die sich die Serie drehte. So unterschiedlich sie waren, ihre Zuneigung zueinander war die wichtigste Konstante. Schon in den 2000er Jahren brachte Charlotte die Idee auf, dass sie vielleicht füreinander die wahren Seelenverwandten seien und die Männer nur ein schöner Zusatz. Eine Idee, die heute längst Einzug in das Leben vieler junger Frauen gefunden hat. Carrie, Miranda, Charlotte und Samantha durften auf den Bildschirmen Männer offen begehren, fluchen und scheitern. Sie schafften es, trotz Designer-Schuhen und spektakulärer Outfits, dass sich ZuseherInnen weltweit in die Probleme der Anfang 30-Jährigen hineinversetzen konnten.

Was es heißt, älter zu werden

2021 kamen die Freundinnen mit dem Spin-off „And Just Like That“ zurück. Der Plan: Einige der Themen, die aus der Originalgeschichte schlecht gealtert sind, neu aufgreifen. Wieder ist die Serie Pionierin: Zum ersten Mal zeigt eine große US-Produktion Frauen in ihren 50ern als komplexe, begehrende, zweifelnde Wesen. Als Mütter, als Witwen, als Ehefrauen und Exfrauen – aber vor allem als Frauen, die nicht damit aufhören, sich zu entwickeln und ihren Weg selbst zu wählen. Wir haben die DarstellerInnen zum Interview getroffen und das Gespräch zeigt: „And Just Like That“ ist mehr als ein Revival. Es ist ein Statement.

„Man hört nicht plötzlich auf, sich sexy zu fühlen.“
Sarita Choudhury

„Diese Show war immer politisch“, so „Sex and the City“-Star Cynthia Nixon im Gespräch. „Wir haben in den 2000er Jahren zum Beispiel Miranda gezeigt, als sie unerwartet schwanger war und eine Abtreibung in Erwägung gezogen hat. Und ihre Freundinnen haben das nicht mit Schock oder Entsetzen aufgenommen, sondern von ihren Erfahrungen erzählt.“ Heute trauert Carrie und datet trotzdem. Miranda verlässt ihren Ehemann, entdeckt ihre Sexualität neu und stolpert dabei gewaltig. Charlotte kämpft mit den Erwartungen an Mutterschaft und Perfektion und lernt ihr Kind mit seiner non-binary-Identität neu kennen. Neue Freundinnen kommen in der Gruppe hinzu, das Leben hat sich weitergedreht.

Ein neues Bild von Frauen in den 50ern

Die Serie stellt Fragen, die lange unsichtbar waren: Wie sieht Begehren mit grauen Haaren aus? Und kann man mit 50+ nochmal neu anfangen? Es ist ein liebevoller Versuch mit großartigen Figuren, auch wenn die Storyline ihre Probleme hat. Sie will oft zu viel und wirkt dabei manchmal zu bemüht, cool zu sein. Manche der Charaktere (Carrie, du bist gemeint) haben sich nicht genug aus ihren alten Mustern herausentwickelt.  Und manchmal verliert sich die Storyline in ihren Charakteren und Stereotypen. Die Serie ist fehlerhaft und voller unterschiedlicher Zugänge. Genau wie Frauen selbst. Die Darstellerin von Miranda reflektiert, wieso ihr gerade jetzt besonders wichtig ist, dass Frauen als komplexe Wesen gezeigt werden: „Ich sehe gerade so viele Bestrebungen, Frauen wieder in eine Schublade zu stecken und uns einzureden, dass die erste und wichtigste Rolle der Frau immer die Mutterschaft ist und sein wird und wir nicht mehr sein müssen.“

Sarita Choudhury kam in der neuen Serie zum Cast und beendet gleich zu Beginn der dritten Staffel die Beziehung mit einem Mann, der ihr nicht genug gibt. Sie ist lieber allein, als sich unter Wert zu verkaufen. Die Schauspielerin findet es essenziell, dass wir auch Frauen in ihren 50ern als sexuelle Wesen zeigen: „Man hört nicht plötzlich auf, sich sexy zu fühlen, nur weil man 50 wird. Gleichzeitig wird medial ein ganz anderes Bild vermittelt. Frauen in unserem Alter sind kaum noch zu sehen.“

Bisher hatten Frauen rund um die 50 häufig nur die Rollen der Großmütter oder bösen Stiefmütter, und Choudhury weiß, dass in einer anderen Zeit ihre Karriere als 58-Jährige Frau bereits beendet gewesen wäre: „Mir gefällt an unserer Serie, dass wir genau dieses Problem aufgreifen. Unsere Frauen sind gleichzeitig wahnsinnig unsicher und stark. Sie haben Angst zurückgewiesen zu werden oder sich nie mehr zu verlieben und ziehen trotzdem das Outfit und die High Heels an und versuchen es.“

„Ich bin so froh, dass wir diese Freundschaften zeigen können. “
Kristin Davis

Auch Cynthia Nixon sieht hier die großen Stärken der Serie. Denn schon seit den 90ern habe Sex and the City in ihren Augen versucht, Frauen im 360-Grad-Winkel abzubilden: „Der Feminismus der Serie war nie darauf ausgerichtet, Frauen als Engel oder perfekte Wesen darzustellen. Die Idee ist, Frauen in den Mittelpunkt zu stellen und all unsere Unvollkommenheiten, Fehler, Schwächen und Macken zu zeigen.“ Diesen Blick habe das Spin-off nun erweitert: „Ich denke, dass die Sendung all diese Dinge immer noch tut, aber nicht nur die Geschichten von jungen Frauen zeigt, sondern auch die Geschichten von Frauen, die 58 sind. Und das ist revolutionär.“

Freundschaft als zentrales Element

Wer das Spin-off oder die Original-Serie gesehen hat, weiß, dass die Frauen nicht immer einer Meinung sind. Sie trennt so viel, wie sie eint. Und doch stand ihre Freundschaft nie zur Diskussion. Die Frauen unterstützen sich, auch wenn sie so unglaublich unterschiedlich sind und unterschiedliche Dinge vom Leben wollen. Cynthia Nixon findet das sehr realistisch: „Ich glaube, dass es wirklich wertvoll ist, Freunde zu haben, die sich in ihrer Sichtweise und in ihren Erfahrungen stark von einem unterscheiden. Wenn du nicht willst, dass deine Freunde dir immer nur das nachplappern, was du schon denkst, ist es wichtig, Leute zu haben, die dir eine neue Perspektive bieten können. Auch wenn die Person, die sie empfängt, sie nicht immer hören will.“

Und so sieht es auch ihre enge Freundin und Szenenpartnerin Kristin Davis, die Nixon als eine ihrer allerliebsten Menschen bezeichnet. Sie sagt im Interview ganz klar: „Ich bin so froh, dass wir diese Freundschaften zeigen können und dass es auch in der Gesellschaft angekommen ist. Ich denke mehr, als damals in den 90ern wissen wir, dass Freundschaften genauso wichtig sind wie romantische Beziehungen. Und genau das zeigen wir ganz klar.“

Alle Infos zur Serie

Die dritte Staffel von „And Just Like That…“ startete am 29. Mai 2025 mit insgesamt 12 Folgen, die wöchentlich veröffentlicht werden. Carrie lebt nun in Gramercy Park, adoptiert eine Katze und nähert sich erneut Aidan an. Miranda beginnt eine überraschende Affäre mit einer Nonne namens Mary, während Seema ihre Beziehung mit Ravi beendet. Neue Charaktere wie der Gärtner Adam und Filmeditor Marion bringen frischen Wind in die Serie. In Österreich kann man die Serie auf WOW, Sky X, Sky Q und Sky Go streamen oder alternativ über Amazon Video, Apple TV und den maxdome Store digital kaufen.

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  • Veröffentlicht: 06.06.2025
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