Islands mutige Frauen haben vor 50 Jahren einen Tag lang ihre Arbeit niedergelegt und damit viel erreicht. Der Film „Ein Tag ohne Frauen“, der am 7. März in die Kinos kommt, erinnert an diesen legendären Streik.
US-Regisseurin Pamela Hogan war mit ihrer Familie in Island auf Urlaub, als sie in einer Zeitung auf den Streik der Frauen von 1975 stieß, der von den Initiatorinnen auch als „Frauenruhetag“ betitelt wurde, um eine breite Basis dafür zu finden. Daraufhin beschloss sie, einen Film darüber zu drehen.
Es war der 24. Oktober 1975, als 90 (!) Prozent der isländischen Frauen ihrem Ärger über ihre Situation Ausdruck verliehen: Sie gingen an diesem Tag nicht zur Arbeit, überließen die Kinder ihren Vätern, kümmerten sich nicht um den Haushalt – und legten so das Land lahm. Die Schulen blieben geschlossen, der Flugverkehr stand still und die Telefone fielen aus. Nur die medizinische Versorgung wurde aufrechterhalten.

Die isländischen Frauen bündelten ihre Kräfte aber nicht erst in den Siebzigern: Als Anfang des 20. Jahrhunderts die Fischindustrie in Island wuchs und die Männer draußen auf hoher See waren, begannen viele Frauen in Fischfabriken zu arbeiten – und sich zu organisieren. So entstand auf der Insel im hohen Norden früh feministisches Bewusstsein. Die isländische Frauenbewegung fiel immer wieder durch ihren Mut und ihren Humor auf. So gingen sie im Rahmen einer Aktion in einen Laden, um Mehl zu kaufen, und meinten an der Kassa dann sinngemäß, sie würden nur 70 Prozent des angegebenen Preises dafür zahlen, weil ihr Gehalt im Vergleich zu dem der Männer entsprechend niedriger sei. Und vor einer Halle, in der ein Schönheitswettbewerb stattfinden sollte, stellten sie sich einmal mit einer jungen Kuh hin, um auf die dortige Fleischbeschau aufmerksam zu machen. Der Schönheitswettbewerb fand daraufhin jahrelang nicht statt.
Dann war der Tag gekommen, an dem die revolutionär-feministische Initiative „Rote Socken“ neun von zehn Geschlechtskameradinnen mobilisieren konnte. In der Hauptstadt Reykjavik streikten die Frauen für ihre Rechte. Seitdem hat sich viel in Island getan, wo die Frauen zuvor nicht mehr Rechte hatten als anderswo in Europa. Schon 1976 wurde ein Gesetz zur Gleichstellung im isländischen Parlament verabschiedet, und 1980 wurde Vigdis Finnbogadóttir zur Präsidentin gewählt. Damit war sie die erste demokratisch gewählte Staatschefin der Welt.
In Hogans Dokumentation erinnern sich ehemals streikende Frauen – und auch ein paar Männer – an den besonderen Tag. Ihre mitreißende Begeisterung und ihr Mut spiegeln sich im Film in den Animationen von John Orloff wider. Vor lauter Enthusiasmus scheint dafür der Informationsgehalt ein wenig verloren gegangen zu sein.
Island ist bis heute „für Frauen einer der besten Orte der Welt“ (Filmzitat) und jedes Jahr auf Platz eins im Gleichstellungsranking des World Economic Forum. Bewundernswert, was Frauen erreichen können, wenn sie gemeinsam für ihre Rechte kämpfen.